Aufbau und Funktion des Harnsystems
Unser Harnsystem besteht aus vier Abschnitten:
- Nieren (Nephros): Die beiden Nieren erfüllen im Körper wichtige Aufgaben – neben der Ausscheidung von Giftstoffen sind die Nieren für die Filtration des Bluts und die Regulation des pH-Werts sowie des Wasser- und Elektrolytenhaushaltes verantwortlich. Außerdem produzieren die Nieren lebenswichtige Hormone. Pro Minute werden von den Nieren etwa 1,2 Liter Blut und pro Tag etwa 170 Liter Primärharn gefiltert, wovon allerdings nur ein bis zwei Liter den Körper als Endharn (Urin) verlassen. Der produzierte Urin wird im Nierenbecken, einem Teil der Nieren, gesammelt und fließt über den Harnleiter in die Harnblase ab.
- Harnleiter (Ureter): Die beiden aus feinen Muskeln bestehenden Harnleiter verbinden die Nieren mit der Harnblase und sind etwa 30 bis 35 Zentimeter lang.
- Harnblase (Versica urinaria): Die Harnblase befindet sich im Becken und ist im leeren Zustand ein muskulöser Sack. Mit zunehmender Füllung nimmt sie eine kugelförmige Form an. Das maximale Fassungsvermögen ist von der individuellen Anatomie abhängig und beträgt in etwa 900 bis 1500 Milliliter. Zu den Aufgaben der Harnblase zählen die Speicherung und Entleerung des Harns. Ist die Harnblase mit etwa 250 Milliliter Harn gefüllt kommt es zum Harndrang, der bei den meisten Menschen ab einem Fassungsvermögen von 300 bis 500 Milliliter unangenehm wird. Bei Frauen schließt die Harnblase im hinteren Bereich des Beckens an die Gebärmutter und bei Männern an den Enddarm an. Der Ausgang der Harnblase wird als Harnröhre bezeichnet.
- Harnröhre (Urethra): Die Harnröhre leitet den aus der Blase kommenden Urin schließlich ab. Bei Frauen ist die Harnröhre zwischen 2,5 und vier Zentimetern lang.
- Bei Männern zieht sich die Harnröhre durch den ganzen Penis und ist bis zu 25 Zentimeter lang.
Was ist eine Blasenentzündung?
Eine Blasenentzündung betrifft das Gewebe der ableitenden Harnwege. Im Regelfall sind die unteren Harnwege betroffen. Je nachdem welcher Abschnitt des Harnsystems entzündet ist, spricht man entweder von einer Harnröhrenentzündung (Urethritis) oder von einer Blasenentzündung (Zystitis).
Frauen sind von beiden Entzündungen viel häufiger betroffen als Männer. Grund dafür ist mitunter die Anatomie des weiblichen Harnsystems: Die Harnröhre der Frau ist im Vergleich zur Harnröhre des Mannes wesentlich kürzer, weswegen entzündungsverursachende Keime leichter den Weg zur Blase finden. Außerdem mündet die Harnröhre der Frau näher am Anus als die Harnröhre des Mannes.
Schätzungen zufolge sind rund 50 bis 70 Prozent aller Frauen mindestens einmal im Leben von einer Blasenentzündung betroffen.
Ursachen und begünstigende Faktoren einer Blasenentzündung
In den meisten Fällen ist die Ursache einer akuten Blasenentzündung eine bakterielle Infektion bei welcher Bakterien aus dem Darm über den Anus in die Harnröhre gelangen. Am häufigsten liegt eine Entzündung mit dem Bakterium Escherichia coli vor, des Weiteren können auch Bakterien wie Staphylococcus saprophyticus, Proteus mirabilis und Klebsiellen eine Blasenentzündung verursachen. Diese und andere Keime sind natürlicher Bestandteil vom Darm und verursachen dort keine Krankheiten. Gelangen die Bakterien jedoch ins Harnsystem, können sie sich stark vermehren und akute bzw. chronische Infekte verursachen.
In seltenen Fällen können auch bestimmte Viren und Pilze für eine Blasenentzündung verantwortlich sein.
Zudem gibt es einige Faktoren, die eine Blasenentzündung bei Frauen begünstigen können.
Zu diesen zählen:
- Weibliche Anatomie: Frauen besitzen eine kürzere Harnröhre als Männer. Dadurch können die Bakterien wesentlich schneller zur Harnblase vordringen. Auch die Nähe zum Anus ist ein begünstigender Faktor.
- Übertriebene Intimhygiene: Durch den häufigen Gebrauch stark parfümierter Kosmetika kann die natürliche Bakterienflora aus dem Gleichgewicht geraten.
- Falsch durchgeführte Intimhygiene: Das Abtrocknen sollte von der Vagina in Richtung Anus erfolgen. Erfolgt die Abtrocknung in die entgegengesetzte Richtung, werden Bakterien vom Darm zur Scheide und zur Harnröhre übertragen.
- Häufiger Geschlechtsverkehr
- Hormonelle Veränderungen während der Menopause: Durch den verminderten Östrogenspiegel kann es zu Veränderungen des natürlichen Scheidenmilieus kommen, was wiederum die Entstehung eines Harnweginfekts begünstigt.
Blasenentzündungen bei Männern vor dem 60. Lebensjahr sind selten. Nach dem 60. Lebensjahr sind allerdings viele Männer von einer vergrößerten Prostata (Prostata-Hyperplasie) betroffen – durch Prostata-Hyperplasie wird die Entleerung der Harnblase erschwert, in weiterer Folge bleibt nach der Blasenentleerung häufig ein Restharn zurück, was wiederum die Entstehung einer Entzündung begünstigt.
Weitere Risikofaktoren sind u.a. anatomische Fehlbildungen, das Tragen eines Blasenkatheters über mehrere Tage, Eingriffe wie eine Blasenspülung oder eine Blasenspiegelung, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und Harnsteine.
Beschwerden bei einer Blasenentzündung
Eine Blasenentzündung macht sich bei Betroffenen durch unterschiedliche Beschwerden bemerkbar.
Zu den häufigsten Anzeichen einer Blasenentzündung zählt ein überdurchschnittlich häufig auftretender Harndrang mit gleichzeitig deutlich reduzierter ausgeschiedener Urinmenge (Pollakisurie) – Betroffene verspüren viel öfter als sonst den Drang auf die Toilette zu gehen, scheiden dabei jedoch wesentlich weniger Urin aus als üblich und auch der Urinstrahl ist schwächer. Das Wasserlassen wird als unangenehm empfunden und ist allgemein erschwert (Dysurie). Oft kommt es während dem Wasserlassen zu einem brennenden und juckenden Gefühl im Unterbauchbereich. Des Weiteren kann eine Blasenentzündung mit verändertem (getrübten) Urin und Blut im Urin einhergehen (Hämaturie). Erstreckt sich die Entzündung auch auf die Vagina, kann es zu intensiv riechendem Ausfluss kommen. Sind weitere Organe von der Entzündung betroffen (z.B. die Nieren), können Symptome wie Fieber und allgemeines Unwohlsein hinzukommen.
Symptome einer Blasenentzündung auf einen Blick:
- Schmerzen im Unterleib
- Blasenkrämpfe
- Überdurchschnittlich hoher Harndrang
- Reduzierte ausgeschiedene Urinmenge
- Erschwertes Wasserlassen
- Brennendes/juckendes Gefühl beim Wasserlassen im Unterbrauchbereich
- Bei Frauen: intensiv riechender Ausfluss (wenn die Entzündung auch die Vagina betrifft)
- Blut im Urin
- Bei schwerem Krankheitsverlauf/bei Beteiligung anderer Organe: Fieber und allgemeines Unwohlsein/allgemeines Krankheitsgefühl
Diagnose einer Blasenentzündung beim Arzt
Das Arzt-Patienten-Gespräch, bei welchem der Patient seine Krankengeschichte und seine Beschwerden schildert, liefert dem Arzt meistens die ersten wichtigen Hinweise auf die Blasenentzündung.
Um eine Harnwegsinfektion sicher diagnostizieren zu können, wird nach dem Gespräch eine Harnuntersuchung mithilfe spezieller Teststreifen oder/und eine Laboranalyse des Urins durchgeführt. Für die Laboranalyse sollte der Patient den morgendlichen Mittelstrahl-Urin abgeben. Hierfür muss der erste Harnstrahl normal ausgelassen werden, anschließend wird der zweite Harnstrahl im Probebecher gesammelt. Die Laboranalyse gibt nicht nur Aufschluss darüber, ob eine Harnwegsinfektion vorliegt – im Fall eines positiven Befunds kann mithilfe der Laboruntersuchung auch der (bakterielle) Erreger genau bestimmt werden.
Um andere Erkrankungen, die für die jeweiligen Beschwerden verantwortlich sein könnten, ausschließen zu können, werden bei manchen Patienten noch andere Untersuchungen durchgeführt, darunter eine Blutuntersuchung, ein Kontrastmittelröntgen und/oder ein Ultraschall. Letzteres ermöglicht die Diagnose bzw. den Ausschluss von anderen unteren Harnwegsinfekten und einer Entzündung des Nierenbeckens. Frauen wird zudem in einigen Fällen eine gynäkologische Untersuchung empfohlen.
Behandlung einer Blasenentzündung
Blasenentzündungen werden mit Antibiotika behandelt. Welches Antibiotikum zum Einsatz kommt orientiert sich u.a. daran, ob es sich um die erste oder um eine wiederkehrende Blasenentzündung handelt sowie am entzündungsverursachenden Erreger.
Chronische Blasenentzündung
Tritt eine Blasenentzündung mehr als zweimal jährlich auf, ist von einer wiederkehrenden bzw. chronischen Blasenentzündung die Rede. Die Ursachen und Symptome einer chronischen Blasenentzündung ähneln jenen einer akuten unkomplizierten Blasenentzündung. Um eine mögliche Antibiotikaresistenz zu bestimmen/auszuschließen, wird vom Arzt das Anlegen einer Bakterienkultur mit entsprechendem Resistenztest veranlasst. Stellt sich die laufende Antibiotikatherapie als unwirksam heraus, erhält der Patient zur weiteren Behandlung ein neues Antibiotikum.
Neben Untersuchungen wie einer Laboranalyse des Urins, Ultraschall und einer Blasenspiegelung werden bei manchen Patienten mit wiederkehrender Blasenentzündung noch weitere Untersuchungen wie eine Blasendruckmessung oder eine Harnflussmessung veranlasst.
Verlauf/Prognose einer Blasenentzündung
Meistens verläuft eine Blasenentzündung ohne größere Komplikationen. Mit der richtigen Antibiotikatherapie klingt die Entzündung für gewöhnlich nach wenigen Tagen wieder ab.
Mögliche Komplikationen
Vor allem wenn die Blasenentzündung unbehandelt bleibt kann es passieren, dass sich die Krankheitserreger weiter im Harnsystem ausbreiten und von der Blase über die Harnleiter in die Nierenbecken gelangen, wo sie eine Nierenbeckenentzündung verursachen (Pyelonephritis).
Die Nierenfunktion wird durch die Entzündung meistens nicht weiter beeinträchtigt. Die Symptomatik einer Pyelonephritis ist jedoch wesentlich schlimmer als bei einer alleinigen Blasenentzündung und umfasst zusätzlich zu den Beschwerden eines Harnwegsinfekts noch u.a. Schüttelfrost, Flankenschmerzen (Schmerzen im Bereich der Nieren) und Übelkeit.
Gelangen die Krankheitserreger vom Nierengewebe in die Blutbahn, kann es zu einer lebensbedrohlichen Urosepsis kommen.
Bei Männern können sich die Keime über den Samenleiter bis hin zu den Nebenhoden ausbreiten (Nebenhodenentzündung) und in weiterer Folge Schwellungen und starke Schmerzen verursachen.
Damit es nicht zu diesen oder anderen Komplikationen kommt, sollten mögliche Anzeichen die auf eine Blasenentzündung hindeuten bei einem Arzt abgeklärt werden, um gegebenfalls rasch mit einer passenden Antibiotika-Therapie beginnen zu können.
Blasenentzündung – Diese Hausmittel helfen
Obwohl sich einige Hausmittel bei der Behandlung einer Blasenentzündung besonders bewährt haben, sind Hausmittel kein Ersatz für den Besuch beim Arzt bzw. für eine Antibiotika-Therapie. Folgende Hausmittel können ergänzend zu einer vom Arzt verordneten Behandlung helfen die Beschwerden zu bessern:
- Wasser und ungesüßte Tees: Viel trinken (mindestens zwei Liter pro Tag) bewirkt, dass die Krankheitserreger schneller aus dem Körper befördert werden. Auf süße Getränke wie Fruchtsäfte sollte jedoch verzichtet werden, da erhöhte Zuckerwerte die Bakterienvermehrung fördern.
- Spezielles Blasentees aus der Apotheke enthalten harntreibend wirkende pflanzliche Wirkstoffe (Brennnessel, Wacholder, Goldrutenkraut etc.).
- Cranberrysaft: Cranberries enthalten den Wirkstoff Proanthocyanidin. Proanthocyanidin bewirkt, dass sich Bakterien weniger gut an den Harnwegen anhaften können.
- Wärme: Wärme (Wärmeumschläge, Wärmeflasche) entspannt die bei einer Blasenentzündung häufig verkrampfte Muskulatur.
So können Sie einer Blasenentzündung vorbeugen
- Richtiges Maß an Hygiene:Ein “Zuviel” an Hygiene kann bewirken, dass sich die natürliche Bakterienflora verändert. Intimhygiene mit Wasser und pH-neutralen Kosmetika fördert das natürliche pH-Milieu. Das Abtrocknen nach dem Toilettengang sollte von der Vagina in Richtung des Anus erfolgen.
- Regelmäßige und vollständige Blasenentleerung: Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Blase regelmäßig und vollständig entleeren. Bei Frauen kann der Toilettengang nach dem Geschlechtsverkehr helfen mögliche Erreger wegzuspülen.
- Vermeiden Sie kalte Füße und nasse Kleidung:Ist der Körper unterkühlt, können sich Erreger leichter ausbreiten. Dies gilt auch für das Sitzen auf kalten Steinböden.
- Verhütung: Diaphragmen, Spermiziden und Spiralen können die Entwicklung einer Blasenentzündung begünstigen.
- Alkohol, Kaffee und Zitrussäfte reizen die Blase und sollten bei erhöhtem Infektionsrisiko und bei einer bestehenden Blasenentzündung weitgehend gemieden werden.
- Antibiotika: Antibiotika sollten so wie vom Arzt verordnet eingenommen werden. Dies betrifft die Dosis und die Dauer der Therapie. Ein frühzeitiger Abbruch der Therapie kann zu einem Rückfall (Rezidiv) führen.
Der Artikel Was tun bei einer Blasenentzündung? erschien zuerst auf DocFinder.at - Österreichs größtem Gesundheitsportal.